Beiträge von Aramis

    @Alienor
    Ja, dein Erlebnis mit diesen beiden Mädchen spricht wohl Bände - und offenbar gehen die Autoren zunehmend davon aus, dass das heutige Lese- und sonstige Publikum nur noch aus solchen Leuten besteht. Der Seichtheit muss Genüge getan werden, glauben sie, und aus Sorge, dass sonst keiner mehr ihre Bücher liest oder ihre Filme anschaut, wird das Niveau dementsprechend ins Bodenlose runtergeschraubt. Dass man aber mit dieser Methode die Leute erst recht vergrault, checken sie offenbar nicht. Ich hätt gern mal die gesamte immense Kohle, die sinnloserweise in die Herstellung mieser Bücher und Filme reingeflossen ist und immer noch fließt - X(

    Das ist genau das, was mich so nervt: Dass man als Leser oder Zuseher nicht für voll genommen wird! Die Autoren oder Filmemacher erdreisten sich, irgendwelche abstrusen Dinge unter dem Deckmantel der künstlerischen Freiheit zusammenzukleistern und scheren sich einen Dreck darum, ob es autentisch ist oder nicht. Hauptsache, sie glauben, dem dummen Publikum wieder ungestraft was reindrücken zu können, auf die Schnelle, und dafür auch noch Applaus zu kriegen, siehe die 2011er Musketiere-Verfilmung. Für wen ist die gemacht?! Doch wohl ausschließlich für Leute, die das Buch nicht gelesen haben, oder?! Und dasselbe kann man über beinah sämtliche historische Romane und Filme sagen: Sie zielen auf ein Publikum hin, das absolut ignorant ist und von nichts eine Ahnung hat.

    Das "Paradeisl " hab ich als Kind mal bei einer Verwandten gesehen, ist aber heute, glaub ich, nicht so verbreitet -
    Der Sonntag "Gaudete" ist der 3. Adventsonntag, benannt nach einem Lesungstext http://www.kath.de/aktuell/3advent.htm
    Das "Freuet euch" soll durch die rosa Kerze ausgedrückt werden, wogegen die 3 übrigen violetten Kerzen der Adventsfastenzeit entsprechen. Violett ist im katholischen Ritus die Farbe der Buße.

    Außerdem ist der "Orlando" Vita Sackville-West sozusagen auf den Leib geschrieben, daher hätten sich die Filmemacher erst recht um ein entsprechendes optisches Pendant bemühen müssen. Aber die Optik ist ja offenbar egal, in ihren Augen, ganz zu schweigen von der Korrektheit der Charaktere. In der "Eisernen Maske"- Verfilmung mit Richard Chamberlain z.B. erdreistete man sich, Fouquet als Gegenspieler Colberts zum Bösling zu stempeln, was Dumas` VdB eindeutig zuwiderläuft -

    @Alienor
    Also, wenn die Monty Python-Truppe die "Drei Musketiere" spielen müsste, dann wären wohl:
    D`Artagnan: Michael Palin
    Athos: Graham Chapman
    Porthos: John Cleese
    Aramis: Eric Idle
    Richelieu: Graham Chapman
    Rochefort: John Cleese
    Constance: Terry Jones
    Mylady: Eric Idle
    Ketty: Michael Palin
    Treville: John Cleese oder Graham Chapman
    Königin Anne: Terry Jones
    König Louis XIII: Graham Chapman oder John Cleese
    Die 4 Diener: Michael Palin, Terry Jones, Eric Idle, John Cleese

    Ah, also gekeimtes Getreide, alles klar! In Österreich ist das eher unüblich - zumindest hab ichs bei uns noch nicht gesehen. A propos - woher stammt eigentlich unser Adventkranz mit den 4 Kerzen? In Österreich ist es üblich, 3 violette und eine rosafarbene Kerze (diese am 3. Adventsonntag, dem "Gaudete"- Sonntag) zu entzünden - hat das was mit dem Lichterkranz zu tun, der zum schwedischen Lucia-Fest http://de.wikipedia.org/wiki/Luciafest getragen wird?

    @Alienor
    Der Film folgt dem Buch, soweit ich mich erinnere, aber es wurden nicht alle Szenen, die im Buch vorkommen, verfilmt. Der Film hat durchaus Qualitäten, schöne Schauplätze, schöne Kostüme, auch gute Darsteller, aber wie gesagt, Tilda Swinton mag ich nicht, in ihrer Rolle. Als sie dann zur Frau mutiert ist, passt sie besser in ihre Kostüme. Das Männliche steht ihr einfach nicht, find ich.

    @Alienor
    Ja, Virginia Woolfs Roman "Orlando" handelt von einem jungen Adeligen aus der Zeit Elizabeths I., der nicht sterben kann und letzendlich im 20.Jh. landet. Auf dieser Zeitreise mutiert er irgendwann im 18.Jh. zur Frau. Das Ganze ist also nicht nur ein historischer Roman, sondern beschäftigt sich auch mit Genderproblematik, und das macht diese Geschichte so ungewöhnlich - ebenso wie der faszinierende, dichterische Sprachstil der Autorin. Das lebende Vorbild für Orlando war Virginia Woolfs Freundin Vita Sackville-West, eine sehr schöne, androgyne Frau, in die Virginia verliebt gewesen sein soll .
    Der Roman wurde mit Tilda Swinton verfilmt, allerdings gefällt sie mir in der Rolle des Orlando (vor allem in seiner männlichen Variante ) überhaupt nicht. Viel zu unmännlich :thumbdown:


    A propos - obwohl Orlando beschriebenermaßen ein Schönling ist, nervt er mich nicht - wahrscheinlich deswegen, weil er ziemliche Probleme mit sich selbst und seiner jeweiligen Umwelt hat ;) !

    @Alienor
    Da hat dich dein Leseinstinkt wieder einmal nicht getrogen! Dann ist das kleine Määdchen am Anfang offenbar auch schon so ein Strickmuster, das immer wieder vorkommt. Mir ist in Bezug darauf jedenfalls nur dieser eine Roman bisher untergekommen. Ja, im Prinzip geht es darum, wie gut die typischen Themen von den jeweiligen Autoren umgesetzt werden - und irgendwie hab ich auch den Eindruck, dass manche davon ihren Lesern so gut wie gar nichts zutrauen, an historischem Wissen und Lesevermögen. Andererseits gibt es aber auch große Literatur, darunter, wie Virginia Woolfs "Orlando" - aber der fällt wohl überhaupt in eine eigene Kategorie -

    Ich liebe diese Gedankenspielchen! Bin schon neugierig auf deine VAA und VdB-Besetzung!
    Hm, wenn ich die deutsch-österr. Kabarettistenszene einsetzen würde, wie könnte die Besetzung dann ausschauen?
    D`Artagnan: Bully Herbig
    Athos: Andreas Vitasek
    Porthos: Ottfried Fischer
    Aramis: Alfred Dorfer
    Planchet: Otto Waalkes
    Rochefort: Roland Düringer
    Richelieu: Helge Schneider
    Mylady: Nina Hagen
    Königin Anne: Marianne Sägebrecht
    Constance: die von den Heino Ferch-3Musketieren, die war perfekt!

    Der Duc de La Rochefoucauld erwähnt die Affäre mit den diamantenen ferrets der Königin in seinen Memoiren, ebenso wie diese gewisse Lady Carlisle, die offenbar eine Agentin Richelieus war - aber woher der Herzog das alles weiß, ist natürlich schleierhaft.

    @Alienor
    Bezüglich "Spiegelmacher": Ja, genau, das ist die Geschichte - und an dem Signore Allegri hat mir bloß gefallen, dass er mit Vornamen Andrea heißt ;) Nach Venedig zurückgekehrt, heiratet er dann die junge Frau, die ihn als kleines Mädchen vor seiner Abreise nach Frankreich um ein Stück Spiegelglas gebeten hat - sehr sinnig. Irgendwie eine nervige Geschichte. Tja. Über was sollen die Leute auch sonst schreiben, in historischen Romanen? Es sind eh immer dieselben Plots: politische Verschwörungen, religiöse oder sonstige Verfolgungen, Liebeszwiste und/oder biografische Verarbeitungen historischer Persönlichkeiten. Darüberhinaus scheints nicht viel zu geben. Oder fällt dir ein historischer Roman ein, der was anderes zum Inhalt hat?

    @Alienor
    Vielen Dank für deine Besetzungsliste!! Na prost Mahlzeit! Die ist wirklich total extrem!
    Vor allem die Katzenberger als Mylady - die schlägt dem Fass den Boden aus! :thumbsup: Zu der würd jetzt grad noch Nina Hagen als Königin Anne passen - :pinch: Und Rowan Atkinson/Mr. Bean als Buckingham!
    Heino Ferch als verkümmerter Rochefort ist auch super! Hoffentlich kriegt er da nicht wieder seine hysterischen Anfälle Marke Athos in dieser schaurigen 3Musketiere-Verfilmung!
    Frankie Munitz, ja der hat was Nerviges! Aber gibts da nicht noch nen kleineren Giftzwerg? :D
    Mathias Schweighöfer als Aramis - blond, nervös und tuntig, was will man mehr?! ;( Außerdem hat er ja schon als Jesus in "3faltig" Erfahrung im geistlichen Fach gesammelt-
    Til Schweiger als Porthos: O Gott!!! :pinch:
    Und Tom Cuise als Athos - ob der wohl sein unerträgliches Grinsen mal beiseite lassen kann?
    Michael Douglas als Richelieu wirkt dagegen ja schon fast seriös - :thumbup:

    Ja, mir gefiel Louise in "1661" auch sehr gut - und dass sie sich weigert, mit Gabriel nach Amerika zu fahren, hat in meinen Augen was Emanzipiertes: Offenbar weiß sie, was sie nicht will!
    Ach ja, in dem Zusammenhang fällt mir ein historischer Roman ein, den ich vor längerer Zeit gelesen hab, "Die Gilde der Spiegelmacher" von Clare Colvin - spielt auch zur Zeit des VdB in Frankreich am Hof Louis XIV, und es geht um die Errichtung der berühmten Galérie des Glaces, also der Spiegelgalerie im Schloss Versailles durch eine eigens beauftragte Gruppe venezianischer Spiegelmacher. Einer von ihnen, ein junger Mann namens Andrea Allegri, ist der Hauptprotagonist, erlebt allerlei amouröse und gefährliche Verwicklungen in Paris, mit der Montespan, mit dem schwulen Bruder des Königs, mit Werkspionage-Agenten, wird in die Affäre des poisons reingezogen usw. - und natürlich ist er, wie könnte es anders sein, bildschön wie Apoll, klug, charmant und ein solcher Überdrübermann, dass er einem wahrhaftig nur noch auf die Nerven geht. Ich dachte immer, solche Charaktere erfinden in den meisten Fällen nur weibliche Autorinnen, aber offenbar können das auch Männer, siehe "1661". Ich muss mal was von Robert Merle lesen, mal sehen ob dieser Monsieur de Siorac oder wie der heißt auch in dieselbe Kategorie fällt -

    @ Alienor
    Das ist halt immer das leidige Problem mit den sympathischen , jungen Hauptprotagonisten: Die Auroren wollen sie möglichst positiv zeichnen, damit der Leser sich mit ihnen identifizieren kann, und übersehen dabei, dass der Schuss oft nach hinten losgeht - sprich, die Hauptfigur geht einem in ihrer Edelhaftigkeit und Fehlerlosigkeit bloß auf die Nerven, beim Lesen. Aber das haben wir an anderer Stelle ja schon mal erörtert.
    Bei einer rein fiktiven Figur ist es auch weit schwieriger, glaube ich, einen guten, ausgewogenen Charakter zu formen - die historischen Persönlichkeiten im Roman, wie z.B. Fouquet oder Colbert, aber auch Louise und Olympia wirken viel lebendiger als der gute Gabriel - wahrscheinlich, weil sie eben wirklich gelebt haben und man sich als Autor nicht so einfach über ihre Biografie oder überlieferte Eigenschaften hinwegsetzen kann. Na, immerhin hat diese Realität ja in diesem Fall ein kitschiges Happy-End in Amerika verhindert - die historische Louise zusammen mit dem fiktiven Gabriel dorthin auswandern zu lassen, schien den Autoren wohl doch ein wenig zu stark -